Glossar

In diesem Glossar sind Begriffe alphabetisch definiert, die nicht selbsterklärend sind und um sicherzustellen, dass wir alle vom Selben sprechen. Dieses Glossar ist nicht abschließend. Es wird laufend ergänzt und weiterentwickelt. Denn auch die Sprache entwickelt sich ständig weiter und mit ihr auch die Verwendung von Begriffen.

Wir orientieren uns dabei an der Verwendung der Begriffe durch betroffene Personen, Aktivist*innen und Expert*innen aus dem jeweiligen Themenbereich. Unter den meisten Begriffen findet ihr Verlinkungen zu externen Quellen, welche ausführlichere Informationen anbieten.

Solltet ihr mit einer Definition nicht einverstanden sein oder fehlt euch ein Begriff, dann meldet euch bitte bei uns unter kontakt@jedermensch.info .

Mit dem Begriff Ableismus ist die Diskriminierung gemeint, die stattfindet, wenn Menschen auf ihre körperliche oder psychische Behinderung reduziert werden. Der Ableismus geht von einem vermeintlichen physischen und psychischen „Standard“ des Menschen aus, den ein Mensch mit Behinderung (Selbstbezeichnung) „nicht erfüllt“.

www.raul.de 
www.leidmedien.de

Antisemitismus meint alle Formen von Ausgrenzung, Herabwürdigung und Hass gegenüber Jüdinnen*Juden bzw. jüdischen Institutionen.

www.holocaustremembrance.com
www.amadeu-antonio-stiftung.de

Antimuslimischer Rassismus meint Herabsetzung und Ausgrenzung von Menschen, die sich als Muslim*innen bezeichnen oder als Muslim*innen gelesen werden (selbst wenn sie eventuell gar keine Muslim*innen sind).

www.vielfalt-mediathek.de

BIPoC steht für Black, Indigenous and People of Color (engl. Schwarze und Indigene Menschen). Dieser oft verwendete Begriff bezeichnet jene Menschen und Gruppen, die vielfältigen Formen von Rassismus ausgesetzt sind und damit eine gemeinsame Erfahrung teilen. Dieser Begriff ist eine Selbstbezeichnung und steht auch für den Kampf für Gleichstellung.

heimatkunde.boell.de

Diskriminierung meint die Ungleichbehandlung von Menschen oder Gruppen auf Grundlage bestimmter zugeschriebenen oder wahrgenommener Merkmale, die ausschließt, benachteiligt oder herabwürdigt. Beispiele solcher Merkmale sind: Geschlechtsidentität, ethische Herkunft, rassistische Zuschreibungen, Alter, sozioökonomischer Hintergrund, sexuelle Orientierung, Behinderung.

www.bpb.de

Diskriminierungssensibilität bedeutet, die Vielschichtigkeit von Diskriminierungsstrukturen zu kennen, sich der eigenen Machtrolle bewusst zu machen, eigene Klischees und Stereotypen sowie gesellschaftliche Normvorstellungen und politische Diskurse zu kennen. Sie befähig dazu, den Umgang mit Sprache zu reflektieren, zwischen Selbst- und Fremdbezeichnungen zu unterscheiden und Vielfalt wertzuschätzen.

www.netzwerk-iq.de

Einfache Sprache meint eine vereinfachte Version der deutschen Standardsprache. Es wird ein Grundwortschatz genutzt. Fremdwörter werden erklärt. Es wird auf lange Bandwurmsätze verzichtet. Zielgruppe sind Menschen, die Schwierigkeiten im Sprechen und Lesen der deutschen Sprache haben. Sie ist komplexer als Leichte Sprache.

einfachesprachebonn.de

Mit Empowerment (englisch „Ermächtigung, Übertragung von Verantwortung“) bezeichnet man Strategien und Maßnahmen, die den Grad an Autonomie und Selbstbestimmung im Leben von Menschen oder Gemeinschaften erhöhen sollen und es ihnen ermöglichen, ihre Interessen (wieder) eigenmächtig, selbstverantwortlich und selbstbestimmt zu vertreten („Hilfe zur Selbsthilfe“). Die Idee des Empowerment kommt aus der BiPoC Bewegung.

www.bpb.de

Alle Geschlechter werden durch die Sprache sichtbar gemacht und fühlen sich gleichermaßen angesprochen. Beispiel: Teilnehmer*innen. Mit dem Gendersternchen sind alle Menschen angesprochen, unabhängig davon, ob sie sich als männlich, weiblich, nicht-binär oder gar nicht mit einem Geschlecht identifizieren.

www.geschicktgendern.de

Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit meint abwertende oder ausgrenzende Einstellungen oder Verhaltensweisen gegenüber Menschen aufgrund ihrer (zugeschriebenen) Zugehörigkeit zu einer gesellschaftlichen Gruppe.

www.amadeu-antonio-stiftung.de

Homofeindlichkeit bezeichnet die Herabsetzung, Ausgrenzung und Gewalt gegenüber Menschen, die lesbisch, schwul oder bisexuell sind oder dafürgehalten werden. Transfeindlichkeit richtet sich gegen Menschen, die sich nicht mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Beide Diskriminierungsformen beruhen auf zugeschriebenen Geschlechterstereotypen. Die Ausgrenzung richtet sich insgesamt gegen Menschen, die vermeintlich von den gesellschaftlichen Regeln und Normen zu Sexualität und Geschlecht abweichen. Allgemeiner wird deshalb auch von Queerfeindlichkeit gesprochen.

www.zwischentoene.info

„Human books“ (engl. menschliche Bücher) sind das Herz und das Fundament jeder Living Library. „Human books“ sind Personen, die sich bereit erklären über ihre Lebensgeschichte und ihre Erfahrungen zu sprechen. Der Begriff dient einer gewissen Täuschung des Publikums, um eine unabsichtliche aber weitestgehend ehrliche Selbstreflexion bei diesem hervorzurufen. Nach unserer Erfahrung fühlen sich „human books“ wohl mit dieser Bezeichnung und erkennen die Notwendigkeit des Begriffs zugunsten des Konzepts an.

Intergeschlechtliche Menschen oder Inter* besitzen genitale, chromosomale oder hormonelle Charakteristika, die nicht eindeutig dem System von „männlichen“ und „weiblichen“ Kategorien der sexuellen oder reproduktiven Anatomie zuzuordnen sind.

im-ev.de

Intersektionalität beschreibt die komplexen Wechselwirkungen verschiedenen Diskriminierungs- und Privilegierungsmechanismen. Da Menschen bspw. niemals nur „Frauen“ oder nur „weiß“ oder nur „queer“ sind, versucht Intersektionalität die Verschränkungen dieser Kategorien aufzuzeigen. Intersektionelle Diskriminierung liegt vor, wenn eine Person gleichzeitig von unterschiedlichen Diskriminierungsformen betroffen ist. Dabei lassen sich die Formen der Unterdrückung und Benachteiligung nicht additiv aneinanderreihen, sondern führen zu eigenständigen Diskriminierungserfahrungen.

Emilia Roig erklärt Intersektionalität im Alltag: www.youtube.com

Klassismus bezeichnet die Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft und/oder der sozialen und ökonomischen Position. Es geht dabei nicht nur um die Frage, wie viel Geld jemand hat, sondern auch, welchen Status und in welchen finanziellen und sozialen Verhältnissen die Person aufgewachsen ist und welche sie (vermeintlich) repräsentiert. Es werden v.A. wohnungs- und erwerbslose Menschen, Menschen aus der Arbeiter*innen- und Armutsklasse herabgewürdigt.

www.deutschlandfunkkultur.de

Leichte Sprache im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention hat das Ziel, Menschen mit Leseschwierigkeiten die Teilhabe an Gesellschaft und Politik zu ermöglichen. Sie folgt bestimmten Regeln und zeichnet sich u.a. durch kurze Hauptsätze und weitgehenden Verzicht auf Nebensätze aus. Sie ist weniger komplex als Einfache Sprache. Anders als bei Einfacher Sprache erfolgt die Übersetzung durch geschulte Menschen und beinhaltet eine Verständlichkeitsüberprüfung durch Mitglieder der Zielgruppe.

www.gemeinsam-einfach-machen.de

LGBTIQ* meint Lesbian-Gay-Bisexual -Trans*-Inter*-Queer*. Diese englische Abkürzung ist dabei weiter verbreitet als die deutschsprachige Variante LSBTI (lesbisch-schwul-bisexuell-trans-inter).

www.lsvd.de

Misogynie meint spezifische Weiblichkeitsfeindlichkeit, also die Abwertung nicht nur von Frauen und Frauenkörpern, sondern grundlegend von allem dem Weiblichkeit zugeschrieben wird.

Trans*misogynie, auch Transweiblichkeitsfeindlichkeit beschreibt die intersektionale Verbindung von Transfeindlichkeit, Misogynie und Homofeindlichkeit, welche insbesondere trans* weibliche Personen, oder Personen denen trans* Weiblichkeit zugeschrieben wird, erleben. Trans*misogynie ist v.A. durch in sich widersprüchliche Anforderungen der Gesellschaft an eine Person gekennzeichnet. Beispielsweise solle sich die Person besonders stereotyp „weiblich“ verhalten und kleiden (Transfeindlichkeit), um als Frau anerkannt zu werden – sie solle sich aber gleichzeitig nicht so stereotyp „weiblich“ verhalten und kleiden, weil sie sonst „tuntig“ (Homofeindlichkeit) oder als antifeministisches Klischée von Weiblichkeit (misogyne Abwertung von Weiblichkeit) gilt.

Nicht-binär, abinär und non-binary bezeichnet Geschlecht jenseits der Zweiteilung in Frau/Mann. Menschen können sich dabei z.B. eher zwischen männlich und weiblich oder auch komplett jenseits und unabhängig von diesen zwei Geschlechtsidentifikationen sehen. Genderfluid bezeichnet dabei insbesondere Personen, die ihre Geschlechtlichkeit in Veränderung, im permanenten Fluss erleben.

queer-lexikon.net

Queer wird häufig als Sammelbegriff für Menschen, die sich dem LSBTI-Spektrum zuordnen, verwendet. Als Selbstbezeichnung wird der Begriff aber oft auch benutzt, um eine Identität, jenseits von diesen Kategorien zu bezeichnen. Queer oder queering kann auch eine Praxis, ein Handeln meinen, welches die Zweigeschlechtlichkeit und Heteronormativität in Frage stellt.

echte-vielfalt.de

Rassismus ist jede Praxis, die Menschen diskriminiert, beleidigt, bedroht, verleumdet oder an Leib und Leben gefährdet wegen:
– gruppenbezogener körperlicher Merkmale (wie Hautfarbe)
– und/oder ihrer ethnischen bzw. nationalen Herkunft
– und/oder kultureller Merkmale (wie Sprache oder Religion).

www.amnesty.de

Rassismuskritisch, rassismussensibel oder auch antirassistisch werden oft synonym verwendet. Eine rassismuskritische Perspektive einzunehmen bedeutet Rassismus als gesamtgesellschaftliches System zu verstehen, das uns in allen Lebensbereichen beeinflusst. Wir sind rassismuskritisch, wenn wir uns dieser Mechanismen bewusst werden und versuchen entsprechend zu handeln.

www.gew.de
demokratie.awo.org

Selbstbezeichnungen meint Namen, die (meist) marginalisierte Gruppen für sich selbst wählen. Diese vermitteln ein positives Wir-Gefühl im Gegensatz zu (oft abwertenden) Fremdbezeichnungen von außen und haben ein emanzipatorisches politisches Anliegen.

diversity-arts-culture.berlin

Sexismus meint die Benachteiligung, Abwertung, Verletzung und Unterdrückung einer Person oder Gruppe aufgrund ihres Geschlechts.
Sexismus basiert auf der Vorstellung, dass Geschlechter unterschiedlichen Wert haben und beispielsweise Männer mehr wert sind als Frauen.

pinkstinks.de

Als trans* bezeichnen sich Menschen, die sich dem Geschlecht nicht zugehörig fühlen, das ihnen bei Geburt zugewiesen wurde.

www.bundesverband-trans.de

VERANSTALTUNGEN